Warum der Tischaufsteller dem klassischen Schild überlegen ist und Sie den VAMPIREFFEKT kennen sollten. Die Psychologie hinter dem Nichtraucherzimmer-Hinweis.
Der Gast hat auf dem Zimmer doch geraucht. – Ärgerlich, wenn man beim Einchecken höflich darauf hingewiesen hat, dass es sich um ein Nichtraucherzimmer handelt. Hoteliers und Betreiber von Pensionen, Ferienhäusern oder Gästezimmern raucht manchmal der Kopf – und zwar dann, wenn der markante Geruch von kaltem Rauch im Zimmer hängt und zudem die neu angereisten Gäste schon in der Lobby warten.
Für wirksame Frischeduft-Maßnahmen ist es dann oftmals zu spät. Das Erwähnen beim Check-in, der ausgedruckte Hinweis auf dem Schreibtisch oder in der Hotelmappe sind die üblichen Wege, die Gäste um das Einhalten des Rauchverbots zu bitten.
Was aber, wenn das Rauchen zur Sucht geworden ist, ihr Gast ein nächtliches Verlangen nach seiner Zigarette spürt?
Es ist weit nach Mitternacht, aufstehen, ankleiden, Zigaretten einpacken und sich auf den weiten Weg nach Draußen machen, das Wetter ist zudem noch kalt und nass – nee, schnell das Fenster auf und rausgeraucht. Vergessen ist das kleine Nichtraucher-Zeichen in der Infomappe. Lesen Sie hier, wie Hinweise besser wirken.
Erst einmal: freundlich bleiben! Bei der Gestaltung von Hinweisen für Gäste, die ein Verbot kommunizieren, beginnen Sie am besten mit einem freundlich formulierten Satz. Die wichtigste Botschaft sollte dabei natürlich an erster Stelle stehen: DAS NICHTRAUCHERZIMMER. Freundlich und charmant klingt es, wenn Sie sich in diesem Fall für das Nichtrauchen auf dem Zimmer bedanken.
Beispieltext: Nichtraucherzimmer - Danke, dass Sie hier nicht rauchen.
Verbote können nämlich Reaktanz, also einen Widerstand, erzeugen und dann zu einem „Jetzt-erst-recht“-Handeln führen.
Unter psychologischer Reaktanz versteht man eine komplexe Abwehrreaktion, die als Widerstand gegen äußere oder innere Einschränkungen aufgefasst werden kann. (…) Reaktanz liegt dem Reiz des Verbotenen zugrunde. (Quelle: Wikipedia, Zugriff am 21.01.2020)
Bei der Farbauswahl für Schrift und Hintergrund sollten Sie nicht von Ihrer Lieblingsfarbe inspirieren lassen. Es sei denn, Sie mögen Rot. Farben wirken und Rot ganz besonders. Diese Farbe hat nämlich ein sehr großes Aktivierungspotential und zählt zu den physisch intensiven Reizen. Rot lenkt unsere Aufmerksamkeit und ist eine Farbe, auf die der Mensch besonders anspringt. Dieser Farbreiz ist seit der Geburt in uns verankert: Rot wird u.a. mit Gefahr verbunden und deshalb eher in den Fokus der Aufmerksamkeit genommen als andere Farben. Ein weiteres Argument, dass für die Verwendung dieser aktivierenden Farbe spricht, deckten psychologische Untersuchungen auf: Rot verstärkt im Zusammenhang mit einem Vermeidungsappell eine Vermeidungsreaktion.
Fazit & Tipp:
Wussten Sie, dass Bilder fast immer zuerst betrachtet, schneller verarbeitet und zügiger gelernt werden als Worte und somit besser im Gedächtnis bleiben? In der Psychologie nennt man das den Bildüberlegenheitseffekt. Tipp: Verwenden Sie unbedingt eine Grafik oder ein Foto für den Gästehinweis! Vorteilhaft sind die allgemein verständlichen Piktogramme: Rauchen verboten.
Neben der Farbe Rot können auch ganz bestimmte Bilder aktivieren. Bei der Gestaltung vom Rauchverbot-Hinweis können Sie die Signalwirkung vom Rot mit der richtigen Bildauswahl noch verstärken. Wählen Sie dazu eine passende Abbildung! Untersuchungen haben gezeigt, dass bspw. Gesichter, insbesondere Augen, und Erotik ein hohes Aktivierungspotential haben.
Wie bei der Farbe Rot wirken auch erotische Schemabilder aufgrund biologischer Gründe, sogenannten Gefühlsassoziationen, die dem Menschen angeboren sind. Das bedeutet: Der Einsatz von erotischen Stimuli bewirkt eine höhere Aktivierung. Übertreiben Sie aber mit dem Einsatz von der Art Bildmaterial nicht – neben der Seriosität leidet auch die Erinnerungsleistung vom Betrachter. Psychologen beschreiben das als Vampireffekt: Je erotischer der Kontext ist, desto schlechter wird sich an die Botschaft erinnert.
Denken Sie auch an die kulturellen Unterschiede Ihre Gäste! Eine erotische Abbildung kann in einem europäischen Monteurzimmer gut ankommen, in einem Hotel mit Publikum aus arabischen Staaten hingegen auf Ablehnung stoßen.
Hotels, die Gäste aus vielen unterschiedlichen Kulturkreisen beherbergen, sind gut beraten, wenn die Bildbotschaft in vereinfachter Darstellung, als sogenanntes Piktogramm visualisiert ist. Über die unterschiedlichen Kulturkreise hinweg besteht weitgehend Einigkeit über die Bedeutung vieler Piktogramme. Darunter fällt auch das Symbol für Rauchen verboten. Zudem ist es sinnvoll, den Text vom Nichtraucherhinweis zusätzlich in englischer Sprache abzudrucken.
Verstärken können Sie die Nichtraucherzimmer-Botschaft mit dem Kleingedruckten, also mit einer zusätzlichen Information, dass Ihnen durch das unerlaubte Rauchen ein Reinigungsaufwand entsteht und die anfallenden Kosten durch den Verursacher getragen werden. Die Kommunikation einer „Konsequenz“ kann zum erwünschten Verhalten, bzw. dem Unterlassen einer Handlung, beitragen. Wird z. B. Furcht vor einer zusätzlichen Zahlung hervorgerufen, sind solche Appelle sehr effektiv, wenn der Betrachter das Gefühl hat, die kommunizierte Bedrohung wirksam abwenden zu können. In unserem Fall ist dieser Umstand mehr als gegeben.
Zum Schluss kommt es natürlich darauf an, welches Medium verwendet wird und wo der Nichtraucherhinweis im Zimmer platziert wird. Die zumeist genutzten Medien sind ein einfaches Blatt Papier, ein Schild oder ein Tischaufsteller.
Ein kleines Nichtraucherschild an der Garderobe ist schnell übersehen. Das Infoblatt in der Hotelmappe bleibt meistens unberührt. Aber was setzt den Prozess der Informationsverarbeitung in Gang und steigert diesen?
Eine „Berührung“ mit dem Medium! Favorit ist und bleibt also der flexible Tischaufsteller. Dieser Hinweis ist, im Gegensatz zum Aufkleber oder Schild, nicht starr an einem festen Platz montiert. Auch die hoch aufgestellte Form, auf der die Botschaft „Rauchverbot“ platziert ist, spricht für die Wahl eines Tischaufstellers.
Achten Sie auf den richtigen Platz: Der Gast sollte den Aufsteller mindestens einmal berühren und in die Hand nehmen müssen. Diese Handlung erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Botschaft nicht übersehen wird und der Verarbeitungsprozess eingeleitet wird.
Ein wirksamer Nichtraucher-Hinweis ist professionell gestaltet, auf dem richtigen Medium präsentiert und an der richtigen Stelle platziert. In diesem Sinne allen Hoteliers, Pensionsbetreibern und Ferienhausvermietern frische und stets rauchfreie Zimmer. Allen Übernachtenden, die diesen Beitrag lesen, einen kritischen Blick auf das nächste Rauchverbots-Schild.
Experte für Informationsverarbeitung & Werbepsychologie Andreas Krautz Dipl.- Kommunikationspsychologe (FH)
Story zum Thema, Mehr als einmal haben Gäste in unserem Ferienhaus den Rauchmelder zugeklebt ... verrückt ...
... also ich habe diesen Blogbeitrag bis zum Ende gelesen und musste dabei schmunzeln, auf was man doch so achten kann ... Klingt auf jeden Fall alles logisch und durchdacht .. Mein Fazit: wirksam verbieten statt wirksam werben :) Viele Grüße
Der Gast hat auf dem Zimmer doch geraucht, bei uns ebenso, aber es fehlt auch das Rot auf unseren Tischkärtchen ... und der Hinweis, dass die Reinigungskosten übernommen werden müssen ... na dann probieren wir einmal die Tipps und berichten, ob es wirkt... Danke und Grüße
Sehr interessante Betrachtungsweise, man könnte über das Thema Nichtraucherzimmer glatt eine wissenschaftliche Arbeit schreiben. :)